Zwei Pfade, Ein Ziel – Die Überwindung von Angst
Stellt euch zwei Szenarien vor, die sehr unterschiedlich sind und doch von einem gemeinsamen Faden verbunden werden: der Überwindung von Angst. Ich, als Heilpraktikerin für Psychotherapie, und eine meiner mutigen Klientinnen* teilen mit euch unsere persönlichen Kämpfe und Siege im Angesicht unserer Ängste.
Meine Geschichte: Die Begegnung mit dem Gewitter in mir
Meine eigene Reise begann mit einem rasenden Herzen unter dunklen Gewitterwolken. Als Kind entwickelte ich eine Phobie vor Gewittern, eine ständige Begleiterin, die sich anfühlte, als wäre sie ein Teil von mir. Ich kannte mich nur in ihrem Schatten – sobald der Himmel zu brüllen begann, wurden die Rollläden geschlossen, Musik laut aufgedreht, und ich verkroch mich hinter der schützenden Barriere meiner Kopfhörer.
Der Weg der Veränderung: Von der Furcht zur Freiheit
Doch im Laufe der Jahre, als ich die Rolle der Therapeutin annahm, entschied ich mich, meinen eigenen Dämonen ins Auge zu blicken. Mithilfe der kognitiven Verhaltenstherapie begann ich, mein Verhalten und meine Gedanken neu zu formen, Schritt für Schritt. Es war ein langsamer Prozess, eine Reise, auf der ich meine Angst langsam „in den Griff bekam“. Ich kann nicht sagen, dass ich absolut keine Angst mehr habe und mitten im Gewitter aus dem Haus gehen würde, um draußen durch Pfützen zu tanzen. Aber mein Herz rast beim Geräusch von Donner nicht mehr, ich schließe die Rollos bei Gewittern nicht mehr und kann sogar hinausschauen, wenn es blitzt. Das ist für mich ein großer Gewinn, und ich bin sehr stolz darauf.
Moderne Angsttherapie: Ein Lichtblick für Betroffene
Die Therapie von Angststörungen hat in den letzten Jahren enorme Fortschritte gemacht. Eine Kombination aus Psychotherapie und, wenn nötig, medikamentöser Behandlung hat sich als klinisch wirksam erwiesen.
Die Reise meiner Klientin: Höhenangst im Wandel
Für diejenigen unter euch, die mit Ängsten kämpfen: Es gibt Hoffnung. Manche Ängste verschwinden beinahe vollständig – das Autofahren, Einkaufen im Supermarkt, Unter-Leute-Gehen oder das Sitzen neben einer Spinne können wieder möglich sein. Es ist ein Prozess, ein Weg des Wachstums und des Mutes.
Ähnlich, doch auf ihre Weise einzigartig, ist die Geschichte meiner Klientin, die sich einer ganz anderen Art von Angst stellte – der Höhenangst.
Paula* erzählt: Als ich das erste Mal auf einem Hochhausdach stand und hinunterschaute, fühlte sich mein Magen an, als würde er einen doppelten Salto machen, während mein Verstand verzweifelt nach einem Ausweg suchte. Ja, ich hatte Höhenangst. Doch meine Geschichte ist keine düstere Saga von Nervenzusammenbrüchen auf Wolkenkratzern. Es war eher so, dass ich die Höhe mied, wie der Teufel das Weihwasser.
Von der Angst zur Akzeptanz: Ein neuer Blick auf alte Ängste
Paula* erzählt weiter: Erinnern Sie sich an die Szene aus einem Cartoon, in der der Charakter plötzlich bemerkt, dass er über einem riesigen Abgrund schwebt und dann auf der Stelle in die Luft rennt, bevor er fällt? So ging es mir auch, sobald es Richtung „Höhe“ ging, brachte ich eher ein nervöses Kichern hervor, gefolgt von einem spontanen “Ich brauche eine Minute” und einer Flucht in Richtung sicherer Gefilde – normalerweise die nächste Treppe nach unten.
Aber irgendwann wurde mir klar, dass mein Leben wie ein unfreiwilliger Abstieg in die Tiefen meiner Ängste wurde. Ich wollte nicht länger von Brücken, Balkonen oder Berggipfeln fernbleiben, denn eigentlich war ich gerne unterwegs und hatte einst das Wandern geliebt. Nun fühlte es sich an, als hätte ich eine Allergie gegen alles, was über zwei Meter Höhe lag. Also beschloss ich, meine Höhenangst frontal anzugehen – mit einer Kombination aus Mut, noch mehr Mut und einem Hauch von, tadaa, ihr ahnt es schon – Mut.
Ich ging in die Therapie und begann mit der Zeit und mit Unterstützung, meine Ängste nicht als unüberwindbare Hindernisse zu betrachten, sondern als Herausforderungen, die meine wildesten Gedanken im Kopf angefeuert haben.
Für alle, die sich in ähnlichen Höhen der Verzweiflung befinden, hier ist mein Rat: Schaut euren Ängsten ins Gesicht, lasst euch von ihnen nicht davon abhalten, den Gipfel zu erklimmen. Denn die strahlende Sonne und der Ausblick, der über den höchsten Gipfeln auf euch wartet, sind es auf jeden Fall wert.
Überwindung von Angst – Ein Weg zu sich selbst
Dieser Beitrag ist nicht nur eine Erzählung meiner persönlichen Erfahrung und der meiner Klientin, sondern auch eine Ermutigung an euch alle, über eure eigenen „Kämpfe“ mit der Angst nachzudenken. Angst muss uns nicht definieren, wir müssen sie nicht als Schatten, der uns ständig begleitet, sehen. Es gibt Wege, sie zu überwinden, und jeder kleine Schritt in Richtung Überwindung zählt
Eure Oksana Pollinger
Heilpraktikerin für Psychotherapie, psychologische Beraterin und Coach
*In diesem Text genannten Namen und relevanten Daten von Klienten wurden ausnahmslos geändert, um die Privatsphäre und Vertraulichkeit zu schützen. Jegliche Ähnlichkeit mit realen Personen, lebendig oder verstorben, ist rein zufällig und nicht beabsichtigt.
Die Wiedergabe von Geschichten erfolgt ausschließlich mit ausdrücklicher Zustimmung der betroffenen Klienten.
Ich lege höchsten Wert auf den Schutz der Privatsphäre meiner Klienten und respektiere ihre sensiblen Informationen.